Integrale Altlastenerkundung und MAGPlan, TerraTech 3/2014

Pressemitteilung Seminar 06/2014

Integrale Altlastenerkundung und MAGPlan

Als MAGPlan wird der „Bewirtschaftungsplan zur Sicherstellung eines guten chemischen Grundwasserzustandes durch Vermeidung von Schadstoffeinträgen aus Altlasten" bezeichnet. Mitte Juli trafen sich im Karlsruher Ständehaus Experten aus dem Altlastenbereich, um sich über Altlastenerkundung und MAGPlan im Rahmen eines Seminars des Fortbildungsverbundes zu informieren und auszutauschen (Katja Friedl, TerraTech 3/2014).

Hermann J. Kirchholtes, Leiter des Bereiches Kommunale Altlasten im Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart und Dr. Thomas Ertel von ET Environment & Technology, Esslingen, begrüßten die rund 30 Teilnehmer und stimmten sie auf einen interessanten Tag rund um Altlastenerkundung, Finanzierungsoptionen und Grundwassermodelle ein.
Im Auftaktvortrag „Integrale Altlastenerkundung und -sanierung" informierte Dr. Iris Blankenhorn von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), Karlsruhe, die Teilnehmer über den aktuellen Stand der Projekte im Bundesland. Ziel der laufenden Vorhaben ist es vor allem,

großflächige und komplexe Grundwasserverunreinigungen in den industriellen Ballungszentren in Baden-Württemberg zu beseitigen und konkrete
Verursacher zu ermitteln. Sie stellte den Leitfaden „Integrales Altlastenmanagement" vor, der u. a. bei der Gefährdungsabschätzung und Sanierungskonzeption Hilfestellung bietet.
Jochen Stark vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) aus Stuttgart zeigte in seinem Vortrag Fördermöglichkeiten durch den Altlastenfonds und weitere Finanzierungsoptionen auf. Dabei muss zwischen kommunalen und privaten Standorten unterschieden werden, weil die anfallenden Kosten von unterschiedlichen Stellen getragen werden müssen. Bei einer Gemengelage kommunaler und privater Standorte werden die Flächen und die Fördermöglichkeiten prozentual aufgeteilt.

Akzeptanz schaffen

Eine Übersicht über das MAGPlan-Projekt, insbesondere im Hinblick auf Ansatz, Ergebnisse und Ausblick, gab Dr. Thomas Ertel in seinem Referat. Wichtige Projektziele sind nicht nur die Identifizierung der wesentlichen Schadensherde und ein integrales Sanierungskonzept, sondern auch Prognose und Monitoring des Erfolgs sowie Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit und Erhöhung der Akzeptanz. Auf der Internetseite
www.magplan-life.eu/multimedia.html kann der Projektfilm „Sauberes Grundwasser für Stuttgart" angeschaut werden.
Das konzeptionelle Modell als Dreh- und Angelpunkt stellte Professor Dr. Wolfgang Ufrecht (Amt für Umweltschutz, Stadt Stuttgart) vor. Bei diesem Arbeits- und Kommunikationsinstrument steht das Sammeln und die Verarbeitung von Daten, deren Interpretation und die Parametrisierung im Zentrum des Interesses. Wichtig ist hierbei eine Abstrahierung des komplexen Natursystems, um ein vereinfachtes
Modell zu erhalten, das alle wesentlichen Aspekte abbildet. Das hydrogeologische Modell ist Basis für die numerische Modellierung,
die wiederum zur Verifizierung von Arbeitshypothesen eingesetzt werden kann.
Uli Schollenberger von der Boss Consult GmbH, Stuttgart, referierte über neue Untersuchungs- und Interpretationsmethoden am Beispiel von Spurenstoffen, Isotopen und Mikrobiologie. Hierfür kann beispielsweise der mikrobielle Abbau chlorierter Ethene betrachtet werden. Dabei werden stabile Kohlenstoffisotope beim anaeroben und aeroben Abbau untersucht.

Strömungs- und Transportmodell

Die Möglichkeiten und Grenzen bei der Umsetzung der komplexen hydrogeologischen Verhältnisse des Festgesteins in ein numerisches Grundwassermodell zeigte Ulrich Lang von der Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH, Stuttgart, auf. Anhand eines konkreten Projektes im Stuttgarter Stadtgebiet stellte der Referent das Strömungs- und Transportmodell vor. Ziel der Strömungskalibrierung ist die Nachbildung der dreidimensionalen Strömungsverhältnisse als Grundlage für die Transportmodellierung. Dabei werden neben
Durchlässigkeiten auch die Wirkung von Störungszonen sowie Abbauraten und vertikaler Austausch erfasst.
Dr. Wolfgang Schäfer, Grundwassermodellierung Wiesloch, gelangte in seinem Vortrag von der Modellvorstellung zum numerischen reaktiven Transportmodell. Er folgerte, dass Abbauparameter nur im Rahmen der Modellkalibrierung angepasst werden können. Ziel sei es, die  Mehrdeutigkeit der Modellergebnisse einzuschränken und das numerische Modell hinsichtlich seiner Prognosefähigkeit zu stärken.

Mächtiges Visualisierungstool

Wie die Online-Visualisierung Projekte und Berichte wirkungsvoll unterstützen kann, beleuchtete Dr. Sandra Vasin vom Amt für Umweltschutz der Landeshauptstadt Stuttgart. Als leistungsfähiges Tool stellte sie hierfür Google Maps vor, das sich durch mehrere Vorteile empfiehlt: So ist es möglich, das numerische Modell zu überprüfen, Messdaten zu visualisieren und den Zugriff für alle Projektpartner zu ermöglichen. Die Software lässt eine konsistente Präsentation der Projektergebnisse zu und bietet eine hohe Performance.
Den Abschlussvortrag hielt Hermann J. Kirchholtes. Er beschrieb Anspruch, Inhalt und Umsetzung des Grundwasser-Managementplans
für Stuttgart. Dabei schilderte er die Herausforderungen für innerstädtische Standorte und nannte die mögliche Sanierungszieldefinition eines belasteten Standorts im Stuttgarter Stadtgebiet. Sein Fazit: die laufenden Maßnahmen reichen in einem konkreten Fall nicht aus, die Sanierung muss intensiviert werden. Aufgrund der Gegebenheiten am Standort und Gründen der Verhältnismäßigkeit kommt vermutlich nur Pump & Treat als weitere Maßnahme in Betracht. Der Grundwasser-Managementplan habe sich hierbei als sinnvolles, strategisches Dokument
erwiesen.
In weiteren Veranstaltungen des Fortbildungsverbunds Boden und Altlasten Baden-Württemberg geht es im Herbst unter anderem um „Bodenschutz und Landwirtschaft" sowie um „Natural Attenuation". Die Termine und weitere Informationen finden Sie auf der Website
www.fortbildungsverbund.de .

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